Samstag, 25. November 2017

Sonntagmorgen 7.00 Uhr.
Wir werden geweckt von Vogelgezwitscher und Sonnenstrahlen. Bei Euch ist es noch eine Stunde früher.
Jetzt ist für mich die schönste und ruhigste Zeit, Euch neue Kleinig- und Großigkeiten aus unserem Leben zu berichten.
Die aufregende Zeit der Graduierungen und der Weihnachtsfeiern beginnt jetzt, kurz vor den langen Sommerferien.
Die Mädchen kommen vielfach in weißen Kleidern mit Kränzen auf dem Kopf
 und erinnern an unsere Kommunionkinder

Schon im Kindergarten, wenn die Kinder in die Schule entlassen werden, erhalten Sie ein erstes Zertifikat mit einer Urkunde - ein ganz, ganz feierlicher Akt. Im Kindergarten Noluthando wurde diese Feier mit der Weihnachtsfeier zusammengelegt.
So wuselten am Samstag ab 12 Uhr alle Eltern mit ihren Kindern in Festtagsgarderobe (erstaunlich, was sich die Eltern zusammenleihen) im Kindergarten herum.
Und bei der eigentlichen Graduierung bekommen die Kinder die feierlichen schwarzen Roben angezogen und die entsprechenden Doktorandenhüte aufgesetzt.
Für Eltern und Kinder der erste Tag mit einem sehr wichtigen Dokument.
Übrigens alle Zertifikate, ob für einen Workshop, eine Ausbildung, eine Anerkennung, sind gleich wichtig. Und wir beteiligen uns gerne an dieser besonderen Form der Belobigungen mit Zertifikaten für unsere Lehrer jetzt am Jahresende.

In dem Kindergarten Noluthando, der erste einer Reihe von Einrichtungen, denen wir Weihnachtstüten packen oder wenigstens etwas dazu beisteuern, haben wir nun auch die ersten 60 Geschenktüten verteilt.
Die Kinder bekamen neben den wichtigen Hygieneartikeln wie Seife, Zahnpasta, Zahnputzmittel je ein Obst, eine Süßigkeit, ein Kuscheltier oder anderes Spielzeug und dazu ertmalig vom Verein Noluthando gesponserte T-Shirts mit dem Logo des Kindergartens. Die Kinder und auch alle dort arbeitenden Erwachsenen  zogen gleich ganz stolz ihr neues Hemd über. Der große Wunsch der Kindergartenleiterin, die, wie alle hier in Schule und Kindergarten einheitliche Kleidung tragen, wurde jetzt endlich erfüllt.
Insgesamt wollen wir ca. 150 Weihnachtspäckchen packen, bei einigen davon nur mittun.
Dank der besonders großzügigen Spende einer Familie unseres Heimatstädtchens und dem Spendenlauf der Fleher Grundschule können und konnten wir viel Weihnachtsfreude verbreiten. Auch an dieser Stelle noch einmal unser herzlichstes Dankeschön!!!!!





Letzte Woche haben wir eine neue Assistentin für die Mutter-Kind-Gruppe gefunden, die zunächst Sanele bei seinen Aufgaben hilft. Auf längere Sicht wird er sie aber auch ausbilden und für neue Gruppen fit machen. Ab Januar wird sie mitarbeiten, aber bis dahin an meinen Unterrichtsstunden für die Lehrergruppe teilnehmen. Wir sind gespannt, wie sie sich entwickelt wird. Willkommen in unserem Team.

Für uns wachsen die Aufgaben. Waren wir doch noch nie in unserem Leben Arbeitgeber und in diese vielfältigen Aufgaben und Verantwortungen müssen wir erst einmal hineinwachsen. Lob und Anerkennung sind hier noch wichtiger als bei uns, sich kümmern um den Rest der Familie, Freiheiten lassen, wo es schon gekonnt wird, Regeln aufstellen und einhalten, wenn es der Hilfe bedarf. Eine Gradwanderung!!!!

Ein neues Patenkind, ganz erschöpft von dem anstrengenden Kindergartenalltag.

Und dann noch das Programm  CRECHE BABYS - NOT STREET BABYS.
Immer mehr wagen wir uns in die Hütten, die wir alleine gar nicht finden würden und wo die Gefahren eines Überfalls größer sind als auf den sogenannten Hauptstraßen. Wir möchten durch viele Gespräche und Begegnungen zunächst das Vertrauen in uns stärken, dann ihre Verantwortlichkeiten in dem Projekt einfordern, um sie aus der Nehmermentaltät herauszuholen und zur Mitarbeit anzuregen.
Das ist für uns manchmal deshalb so schwer, weil wir die Armut nicht nur sehen, die sich nach Außen verbirgt, sondern auch riechen, fühlen und schmecken können. Am liebsten würde ich ganze Häuser einrichten, Kleidung, Haushaltsgegenstände usw. verschenken, um mich besser zu fühlen, ich, die in einer echten Wegwerfgesellschaft großgeworden ist, damit es MIR besser geht.
Aber wie sagte ein kluger Mensch schon vor Zeiten: Gib einem Armen einen Fisch, so hat er an einem Tag zu essen, lehre ihn zu fischen, ist er ein Leben lang satt.

Die herzliche Yamekale mit einem der Kleinen in der Babygruppe, in der alle Geschenke lagern, ehe es ans Verteilen geht.





Freitag, 17. November 2017

Wir sind schon wieder vier Wochen in SA, aber es kommt uns vor, als wären wir nie weg gewesen.. Angelika und ich, Gabriele,haben  in dieser Zeit schon wieder sehr viel erlebt und Sichtweisen verändert durch viele, viele Gespräche mit weißen und schwarzen Südafrikanern.Wir waren häufig Gast in den Hütten der Townshipbewohner und haben gesehen und gehört, wie sie leben und was die wichtigsten Wünsche für sie sind.
Am allerwichtigsten möchten sie mit ihren Kindern sicher sein.( In den 4 Wochen hörten wir von drei Todesfällen auf Grund von Gewalt in dem Township Mandela Park.) Die Hütten sind nicht sicher, es fehlen oft Schlösser und sichere Holztüren, manche Fenster sind nur mit Pappe abgedichtet und die Konflikte untereinander (verschiedene Nationalitäten, Mafia und Drogen) sind sehr groß.
Dann hätten sie gern Arbeit, um für sich und ihre Familie sorgen zu können. Nur ca. 20% der Townshipbewohner haben zwar einen regelmäßigen Verdienst, aber häufig stehen sie von einem Tag auf den anderen auf der Straße. Dann gibt es  kaum etwas zu essen für alle. (Die Familien bestehen häufig aus 6 - 8 Personen und wenn überhaupt, aus einem Verdiener.) Alle Eltern möchten, dass es ihre Kinder einmal besser haben, aber durch ihre eigene kaum vorhandene Bildung, kennen sie keinen Weg, der ihnen das ermöglicht. Sie wissen nicht, dass regelmäßige Bildung, am besten schon von der Kindergartenzeit an, mit Regelmäßigkeit, Interesse, an dem was die Kinder tun, regelmäßige Gespräche mit ihnen, eine Grundvoraussetzung ist. Vor einigen Tagen hörten wir, dass die Kinder oft erst am ersten Schultag angemeldet werden, wenn jedoch die Klassen voll sind, werden sie erst ein Jahr später beschult. So bleiben viele Kinder auf der Strecke und ein Leben lang Analphabeten. Deshalb versuchen wir, durch regelmäßige Besuche, einmal die Beziehung zu stärken zum anderen durch Gespräche die Wege und Wichtigkeit von Bildung verständlich zu machen.
Unser Netzwerk von weißen Südafrikanern, die auch mithelfen, den Kindern eine Chance zu geben, wächst und durch die Gespräche mit ihnen, verstehen wir immer mehr die Mentalität der Schwarzen.
(Unsere Geduld wird hier z.B. sehr oft stark strapaziert. aber seitdem wir hörten, dass Scham und Ängste eine große Rolle bei ihnen spielen, wenn Weiße auf sie zukommen, entwickeln wir langsam mehr Verständnis).

Im Augenblick haben wir durch die heimischen Sponsoren 20 Kindern einen sicheren Kindergartenplatz ermöglicht, 14 Kinder mehr als zu Beginn des Jahres.


Angelika und ich, Gabriele bei einer Patenfamilie
Der Weg durch das Township zu den Hütten, 
 
Außerdem gibt es für den Kindergarten Noluthando eine neue Assistentin, die der Erzieherin hilft, ihre Aufgaben zu bewältigen.
Auch für die Mutter-Kind-Gruppen sind wir noch auf der Suche nach einem Assistenten.
Für uns ist es absolutes Neuland, mit so vielen Angestellten umzugehen,Vorstellungsgespräche zu führen und Verträge abzuschließen. Dabei kommen wir durch die Mentalität der Schwarzen oft an unsere Grenzen, denn IHRE Auffassung von Pünktlichkeit, Absprachen einhalten und Arbeitsweisen
unterscheidet sich stark von unserer.  :) 



Freitag, 10. November 2017

Neben all den erfüllenden Dingen erleben wir auch immer wieder Rückschläge und echte "Apartheid", die wir hier so bisher nicht erleben mussten.
Rückschläge in Form von einer "Neiderin", die unser Programm auf Ihre Fahne schreiben möchte, da Sie uns hin und wieder geholfen hat, Material zu finden, unseren Teachern Einblick verschafft hat und uns in Ihrer Mutter-Kind-Gruppe hat hospitieren lassen. Das hat uns mächtig erzürnt, weil hier Zusammenarbeit anscheinend ein Fremdwort ist.

Apartheid, weil wir mit unserer Mutter-Kind-Gruppe, die zum Abschluss ein Picknick mit Übergabe Ihrer Certificate machen wollten, fast aus einem Park, der anscheinend nur  den "WEIßEN" dient, herausgeflogen wären. Sanele, unser Teacher musste viele besänftigende Worte finden, sich zigmal entschuldigen, bis wir endlich bleiben konnten. Dennoch wurden wir die ganze Zeit mit Argusaugen beobachtet - eine neue, unschöne Erfahrung für uns.
Das Fest selbst war dann trotzdem, besonders für die jungen Frauen, ein herausragendes Ereignis und mit viel Power, Lebensfreude und Humor. ( Die T-shirts mit unserem Logo hat allen ein Lächeln auf ihre Gesichter gezaubert.)



Danach haben wir uns mit Hilfe eines Pastors und eines Guides auf die Suche nach Familien gemacht, die ganz besonders bedürftig sind.
Es ist schwer, zu sagen, "Du wirst von uns gefördert, Du nicht", denn es gibt soooooo unendlich viele Familen, die der Hilfe bedürfen. Aber in diesem Jahr können wir 12 neuen Kindern eine Chance auf ein besseres Leben bieten. Sie werden einen sicheren Start ins Leben erfahren, bekommen genügend zu essen und werden in jeglicher Hinsicht spielerisch gefördert, die gesamte Kindergartenzeit, bis zu ihrem 6. Lebensjahr hindurch. Das ist unser Anliegen,
und wir danken den vielen Menschen, die dies ermöglichen. DANKE, DANKE, DANKE. Die Eltern sind so dankbar, dass viele weinen, dass sie diese Chance bekommen und schicken tausend Grüße nach Deutschland.